Tagebuch 4 - 31. August 2003

   

Mittwoch, 20.8.2003

Der heutige Tag steht ganz unter dem Motto „Regeneration“ und Analyse der zwei letzten Spiele. Na ja, gestern Abend lief es gegen die Frauen vom fünften Kontinent zwar 35 Minuten ganz, aber zu mehr als einem 1:0 Halbzeitstand reichte es nicht. Nach 70 Minuten Kampf und besserem Spiel als gegen die Niederländerinnen stand ein 3:1 für die Australierinnen auf der Anzeigetafel des Wagner-Stadions. Bitter?! Nein, nicht ganz so sehr wie das Ergebnis anzeigte, schließlich sind wir hier hergekommen, um uns auf die Europameisterschaft vorzubereiten und nicht um hier abzuräumen. Zur Weltspitze fehlt uns einfach noch ein Stück, aber daran arbeiten wir ja zurzeit auf Hochtouren. Völlig ausgepowert liefen wir noch auf dem Platz aus, verabschiedeten uns von den C-Kader-Mädels, die ihr drittes Spiel souverän 3:1 gegen die Oranjes gewonnen hatten und gestern nach Hause fahren durften. Schon im zweiten Spiel der Serie hatten die Hasen der Schlange ihre Zähne gezeigt und den Wolf ausgepackt, so dass sie mit einem 1:0 Sieg vom Platz gingen. Leider konnten wir uns auch das dritte und letzte Spiel nicht anschauen, da die Holländer nicht bereit waren, das für 14:00 Uhr angesetzte Länderspiel zu verlegen, obwohl unser Anstoß um 14:30 Uhr war.
Etwas enttäuscht und erschöpft kehrten wir ins Novotel zurück. Erstes Ziel war die Dusche oder auch Badewanne. Das hatten sich unsere müden Knochen wirklich verdient. Der nächste gemeinsame Programmpunkt war erst für 18:00 Uhr veranschlagt. Unser Besprechungsraum ist immer noch der Vorplatz am Fahrstuhl und dieses Mal kam der Mitropa-Mann (Dieter Schürmann) wieder vorbei. Allerdings hat er uns umsonst eine Packung Kekse dagelassen und ist nicht nur einfach mit seinem Wagen vorbeigefahren. Zu unserer Aufmunterung kommen alle möglichen Leute im Aufzug mal bei uns vorbei: die Fahrstuhltür öffnet sich, große Augen starren uns an, die Tür geht zu und weg sind sie. Alle die aussteigen und durch unser Bild bzw. die Besprechung laufen müssen, versuchen das immer sehr unauffällig zu tun, ducken sich oder rennen besonders schnell vorbei. Begleitet wird ihre „Unauffälligkeit“ meist vom einem „Entschuldigung“ oder „sorry“. Alles kein Problem. Wir sind mittlerweile geübt und für eine kurze Ablenkung sind wir sehr dankbar. Besonders lustig wird es, wenn der Aufzug mal wieder aufmuckt und sich die Tür immer wieder öffnet und schließt, ohne dass der Fahrstuhl den 9. Stock verlassen will, oder wenn Leute, die direkt am Aufzug wohnen, ihre Zimmertür nicht aufbekommen, da die Karte zum Öffnen mal wieder versagt. Man sieht, unsere Besprechungen können nicht langweilig werden, und wenn uns nicht unsere kurzen Unterbrecher auf Trapp halten, dann macht es Markus mit seinen Kommentaren von Weihnachtsbäumen, die brennen, obwohl doch gar kein Weihnachten ist oder besondern Ideen, die der dritten Art sind und nicht sinnvoll für unser Spiel sind. Nach der Mannschaftsbesprechung ging es zusammen zum Abendessen. Hier gibt es zwar nicht täglich Nudelnmittomatensoße, doch schon nach vier Tagen kann einen, ein nicht sehr abwechslungsreiches Essen schon mal annerven. Allerdings muss man sagen, dass immer für jeden etwas dabei ist und hier wirklich keiner Hunger leiden muss. Heute Mittag haben wir sogar eine ganz besondere Speise angeboten bekommen: Nachdem wir eigentlich schon unseren Nachtisch gegessen hatten, kam die Pakistanis in den Speisesaal. War Pakistan nicht das Land, in dem unsere Herren wegen dem Essen nicht ganz so gerne verweilen? Oder war es doch Indien oder Malaysia? Das für die Pakis extra gekochte Essen war auf jeden Fall lecker. Als man uns etwas zum Probieren anbot, waren wir noch etwas zurückhaltend und fragten erst einmal nach, ob es sehr scharf sei. Dem „nein“ unseres pakistanischen „Freundes“ trauten wir zwar nicht ganz, aber kaum hatten wir das Essen in unserem Mund, mussten wir feststellen, dass es sehr lecker und würzig, aber keinesfalls scharf, war. Vielleicht treffen wir ja morgen wieder beim Mittagessen auf die Pakistanis, um etwas Abwechslung in das niederländische Essen zu bringen.
Was wir heute noch so gemacht haben? Erst einmal ausgeschlafen. Für 9:00 Uhr war erst Frühstücken angesagt und um 10:00 Uhr ging es in den Park zum Laufen, wo sich so allerlei Hockeyteams tummelten und die verschiedensten Sachen machten. Die Australierinnen standen bei unserer Ankunft im Kreis, alle in der Haltung eines Yoga-Baums. Die Argentinierinnen liefen bzw. einige spazierten erst ihre Runden und dehnten ihre Muskulatur und wir liefen 30 Minuten durch und um den Park, bevor wir uns auf dem berühmten Vorplatz am Aufzug im 9. Stock zum Partnerdehnen trafen. Fanny und ich hatten uns etwas verquatscht und die falsche Zeit im Kopf, so dass wir fast 40 Minuten laufen waren, was unseren Muskeln sicher nicht geschadet hat und zum Dehnen waren wir ja rechtzeitig da.

30 Minuten hatten wir zum Duschen und dann war mal wieder Videobesprechung. Sehr zu unserer „Freude“ konnten wir uns in eineinhalb Stunden und 45 von Markus geschnittenen Szenen anschauen, was wir alles gegen die Niederländerinnen nicht ganz so gut gemacht hatten. Gute Ansätze waren zwar zu sehen, aber die letzte Konsequenz fehlt uns einfach, aber das wussten wir ja schon. Na ja, so ist das halt. Manchmal muss man sich auch die nicht so guten Sachen anschauen, denn nur daraus lernt man und wird besser. Alles hatten wir schließlich auch nicht falsch gemacht und allein im Australienspiel konnten wir schon unsere Neuerworbenen Erfahrungen einsetzen. Sollen die Niederländerinnen doch glauben, dass wir nicht mehr auf den Kasten haben. Abgerechnet wird bei der Europameisterschaft. Vorbei, was draus gelernt und nach Vorne geschaut. Nach den 90 Minuten ohne den Mitropa-Mann – ich hoffe, morgen schaut Dieter mal wieder mit ein paar Keksen bei unserer Videobesprechung vorbei – ging es zum Mittagessen. Die restliche Zeit des Tages konnte jeder verbringen, wie er wollte. Viele von uns zog es natürlich auf den Hockeyplatz, um die Jungs anzufeuern. Leider haben unsere Zurufe und Applaus nicht wirklich geholfen. Immerhin hat es zu einem Ehrentreffer gegen Australien gereicht. Morgen werden wir den Pakis einfach das Mittagessen weg essen, vielleicht klappt es ja dann mit einem Sieg. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen, und wenn wir um 17:00 Uhr Freizeit haben, werden auch sicherlich wieder einige von uns im Wagner-Stadion zum Anfeuern vorbeischauen. Die Anderen unseres Teams waren in der City von Amsterdam, denn schließlich bleibt uns ja ansonsten keine Zeit, um mal etwas von der Stadt zu sehen.

Die akademische Lerngruppe Conny und Badri ist mittlerweile abgereist, um sich voll und ganz auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Bei Badri geht es ja schon morgen los. Toi, toi, toi! Wir werden bis Dienstag die Daumen drücken. Dafür hat uns Taschi gestern Abend erreicht. Ihr Prüfungen sind gut gelaufen und jetzt liegt ihre Konzentration wieder voll und ganz beim Hockey, das heißt wir sind genau 16 Spielerinnen, um die letzten beiden Spiele zu bestreiten. Wenn sich hoffentlich keiner verletzt, sollte es dann auch kein Problem sein, noch einmal 140 Minuten attraktives und erfolgreiches Hockey hinzulegen. Unser nächster Gegner wird ja die Nummer 1 der Welt sein. Heute Abend können wir uns die Argentinierinnen schon einmal gegen den Gastgeber anschauen. Nach dem Abendessen geht es für alle die wollen, also wieder mit dem Shuttle zum Platz, ansonsten ist der Abend zur freien Verfügung. Jetzt geht es aber erst einmal zum Abendessen, denn so langsam habe auch ich Hunger.

Ciao, macht’s gut bis morgen

Eure Denise


  Foto: Dieter Reinhardt

Denise Klecker berichtet ...


AMSTELVEEN - Aug.2003
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